Die Linke/Liste Solidarität Rüsselsheim — www.liste-solidaritaet.de
HOME AKTUELLES TERMINE ARCHIV ÜBER UNS MITMACHEN LINKS IMPRESSUM DATENSCHUTZ INHALT  

News  
Termine  
Presseerklärungen  
Anträge/Anfragen  
Medienreflexe  
Zeitung  
   
 
   
   

 

21.07.2024

Leserbrief von Bernd Heyl für das Groß-Gerauer Echo

„Herr Hitler“ war nie Chef bei Opel!

Eines ist allen Diktatoren, Despoten oder Autokraten dieser Welt gemeinsam: Ihre Unterstützer und Förderer, ihre Helfer und Mitläufer sprechen sich von ihrer Mitschuld unter Verweis auf den Diktator frei. Genau diese Funktion hat die Artikelüberschrift: Als „Herr Hitler“ Chef bei Opel war, erschienen im Echo vom 20. Juli 2024. Denn anders als diese Überschrift nahe legt, kooperierten sowohl die Familie Opel als auch das Management von General Motors bereitwillig mit den Nazis. Alfred Sloan, Vorstandsmitglied von General Motors, erklärte 1938: „ein internationales Unternehmen, das in der ganzen Welt tätig ist, sollte seine Aktivitäten unter strikt ökonomischen Gesichtspunkten durchführen, ohne Rücksicht auf die politischen Ansichten seines Managements oder die politischen Ansichten des Landes in dem es operiert.“ Die moralische Bedenkenlosigkeit, und der große Erfolg mit dem Opel zu Angriffsfähigkeit und Durchhaltevermögen der Wehrmacht beitrug, zeigte sich auch in einer im Jahr 1943 erhaltenen Ehrung: Hitler zeichnete Opel als „Kriegsmusterbetrieb“ aus.

Die Verwaltung des Betriebes „im Sinne der Bestimmungen für die Behandlung feindlichen Vermögens“ erfolgte erst am 25. November 1942, also ein knappes Jahr nach dem Kriegseintritt der USA. Goering bestimmte nach einem langen Aushandlungsprozess den bereits 1935 von General Motors in den Aufsichtsrat gewählten C. Lüers zum Verwalter, also ein langjähriges Mitglied des Opel Managements. Die „Feindvermögensverwaltung“ war, entgegen der von Opel und General Motors gepflegten Legende, alles andere als eine diktatorische Repression amerikafeindlicher Nationalsozialisten.
Erinnert werden muss auch daran, dass in all diesen Jahren das NSDAP Mitglied Wilhelm von Opel Aufsichtsratsvorsitzender war. Adolf Hitler gratulierte ihm persönlich mit einem Telegramm im Mai 1941 zum 70. Geburtstag und verlieh ihm „in Anerkennung ihrer Verdienste um die deutsche Kriegswirtschaft“ das Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse.

All diese und viele weitere Hintergründe sind lange bekannt. Vor ca. 30 Jahren konnten Arbeit und Leben und die VHS Rüsselsheim die renommierte Historikerin Anita Kugler für zwei Vorträge gewinnen: „Das Opel Management während des Zweiten Weltkrieges. Die Behandlung „feindlichen Vermögens“ und die „Selbstverantwortung“ der Rüstungsindustrie“ und „Flugzeuge für den Führer. Deutsche Gefolgschaftsmitglieder und ausländische Zwangsarbeiter im Opelwerke Rüsselsheim 1940 bis 1945.“ Beide Vorträge sind abgedruckt und nachzulesen in: Bernd Heyl und Andrea Neugebauer (Hrsg.)“… ohne Rücksicht auf die Verhältnisse“ Opel zwischen Weltwirtschaftskrise und Wiederaufbau, Frankfurt 1997.

 

 

   
© 2024 Die Linke/Liste Solidarität Rüsselsheim - Kontakt: vorstand@liste-solidaritaet.de